michal schmidt - art


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→ tabula

t a b u l a
t a b u l a

2013, permanente Installation in Weißensee / Thüringen, Größe ca. 8m x 2m x 3m, Material: Sichtbeton, Kunstharzlaminat, Typographie

tabula lat. (Pl. tabulae): Brett, Tafel, Urkunde, Dokument, Landkarte, Testament, Auktionstafel, usw. …fälschlicherweise, ugs. auch Tisch

Als nach dem Tod König Bisinius‚ das Königreich Thüringen im 6. Jhd. n Chr. unter seinen drei Söhnen aufgeteilt wurde, verdeutlichte Amalaberga, die machthungrige Nichte des Ostgotenkönigs Theoderich, ihrem Gatten Herminafried mit dem bildhaften Gleichnis der nur zum Teil gedeckten königlichen Tafel, dass er doch alleinigen Anspruch auf den Thüringischen Thron habe und insistierte so den kriegerischen Streit gegen seine Brüder Baderich und Bertachar. Der Anfang vom Ende des Thüringischen Reiches.

t a b u l a

"Wer nur das halbe Reich sein eigen nennt, darf auch den Tisch nur halb gedeckt haben!"

Die permanente Installation t a b u l a zeigt eine überlebensgroße Tischsituation, ausgeführt in hellem Beton, mit zwei, in verschieden geschalten Sichtbetonoberflächen gestalteten Schriftzügen. Die mit sägerauen Holzbrettern verschalten Tischwände, sowie die Untersicht der Tischplatte sind Verweis, sowie Kontrast, zur parkähnlichen, räumlichen Situation unterhalb der Weißenseeer Stadtmauer. Gedeckt ist die Tafel mit einheitlich farbig ausgeführten, signalhaft wirkenden Replikaten verschiedener, sehr bedeutender Brunnenfunde der Burg Weißensee ‚Runneburg‘.

t a b u l a

Schon von Weitem erkennt der sich von der Burganlage nähernde Betrachter neben den übergroßen, mittelalterlichen Objekten das stirnseitig, in Spiegelschrift geschriebene "sein wollen und haben müssen". Während das längsseitig in der Tischplatte eingefasste Tafelgleichnis der Amalaberga erst direkt vor dem Skulpturenensemble wahrgenommen wird und, wie die krönenden Replikate, Thüringer Geschichte erzählt, fordert die kurze, aber prägnante Spiegelmetapher den Rezipienten auf,eigene soziale Verhaltensweisen, materielles Denken und den persönlichen Status in der Gesellschaftzu hinterfragen.

t a b u l a dokumentiert so nicht nur Historisches, sondern zeigt bildhaft das übersteigerte Streben des modernen Menschen nach Besitz und übertriebener Anerkennung, Reichtum, Erfolg und Macht wider der Vernunft und seiner Mitgeschöpfe.